Das Ruderboot, mit dem die Luzerner Landeskirchen in ihrem Jubiläumsjahr unterwegs sind, wurde vor etwa 70 Jahren auf dem Zürichsee eingewassert. Dass es zuletzt einem reformierten Pfarrer gehört hatte – reiner Zufall. Aber passend.
Die Kirchen hatten das Boot vergangenen Sommer auf einer Auktionsplattform entdeckt und erwarben es von Bootsbauer Stefan Züst in Altnau am Bodensee. Züst hatte es vor einigen Jahren geschenkt erhalten und wartete auf einen Käufer, um es für diesen wieder seetüchtig zu machen. Für die Kirchen war das sichtbar angejahrte Schiffchen aber genau das Gesuchte: Einst von Meisterhand gefertigt, doch deutliche Altersspuren aufweisend. Unter anderem fehlte eine halbe Planke. «Wie ein Symbol für unsere Kirche, die immer wieder erneuert werden muss, die auch Makel und Risse hat», sagt die katholische Synodalratspräsidentin Renata Asal-Steger. Bischof Felix Gmür begab sich in seiner Weihnachtsbotschaft 2019 ebenfalls aufs Wasser: Es brauche Mut, immer wieder neu und voller Zuversicht die Segel des grossen Schiffes zu setzen, das wir Kirche nennen, schrieb er. «Aber es lohnt sich: Der Wind des Heiligen Geistes ist uns verheissen. Er bläst auch in die zusammengeflickten, zum Teil löchrigen Segel, das Schiff bewegt sich, wenn auch auf schlingerndem Kurs.»
Eine «ganz schöne Geschichte»
Isuf Bicaj und Abdi Besnik heissen die zwei Caritas-Transpörtler, die Mitte September für die Kirchen in die Ostschweiz fuhren, um die neue Errungenschaft der Kirchen abzuholen. Das knapp fünf Meter lange Ruderboot war einst in der Werft Kalchofner am oberen Zürichsee gebaut worden, wohl in den 40er- bis 50er-Jahren, schätzt Stefan Züst. Diese gibt es nicht mehr – wohl aber war der Schiffsausweis noch vorhanden, der auf den letzten Eigner hinwies: Martin Länger aus Thalwil. Und hier fängt die «ganz schöne Geschichte» an, wie dessen Frau Elisabeth im November am Telefon meinte, als wir uns endlich auf die Spurensuche machten. Nacherzählt werden kann diese zwar nicht, weil sich Längersche Mutmassungen nachträglich nicht verbürgen liessen. Martin Länger war zwei Wochen vor unserem Anruf mit gut 88 Jahren verstorben. Dass dieser jedoch reformierter Pfarrer in Kilchberg war und das Boot nun also gewissermassen wieder in einem kirchlichen Hafen ankert ist, ist allein schon der Erwähnung wert.
Die Fachleute von der Caritas
Zwischen Abholung und Spurensuche lagen einige Wochen, in denen das Kirchenboot in den Werkstätten der Caritas Luzern in Littau aufgefrischt wurde. Mit ebenso viel Sachkenntnis wie Liebe. Unter der Leitung von Schreiner Renato Stiz legten Nemanja Sladojevic, Haile Tesfamatiam und Mahamed Ali Nur Hand an: Sie putzten und schliffen, setzten das fehlende Plankenstück ein und versahen das Boot am Bug und Heck mit dem Jubiläumslogo.
Mit Stiz – auch das eine schöne Geschichte – leitete genau der richtige Mann die Arbeiten: Wer sonst hätte, zum Beispiel, gewusst, dass eine Schiffsplanke nicht einfach genagelt oder verschraubt werden darf, sondern mit kupfernen Nägeln befestigt werden muss, die auf der Gegenseite vernietet werden müssen? «Wenn schon, machen wir es stilecht», sagt Stiz, der – jetzt kommts – früher aktiver Segler war und den Holzbau als seine Leidenschaft bezeichnet. Man siehts dem Ergebnis an. Der «sicher aussergewöhnliche Auftrag» (Stiz) hat offensichtlich Freude gemacht. Und bereitet solche umgekehrt den Kirchen, wenn sie nun mit ihrem Boot auf Jubiläums-Kreuzfahrt gehen.
Dominik Thali
Wo das Kirchenschiffchen überall anlegt, ist offen. Interessierte können sich hier melden.
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